Stadt erwägt Massnahmen – letztes Jahr für die berühmten Rorschacher Schwäne?
«Bald ändern wir das Rorschacher Wappen. Die Fische kommen weg, dafür kommt der Schwan drauf», sagt ein Mitarbeiter der Rorschacher Stadtwerke neben dem wahrscheinlich berühmtesten Schwanennest der Schweiz.
Seine Bemerkung ist purer Sarkasmus und zeigt dennoch, wie wichtig die «dummen Schwäne» den Einheimischen geworden sind. Manche kommen jeden Tag mehrfach her, um den Vögeln zuzusehen. So wie ein ebenfalls anwesender Herr mittleren Alters. Er sagt, dieses Jahr werde es wohl nichts mehr mit dem Nachwuchs. Die drei verbliebenen Eier im Nest hält er für Blindgänger.
Wieder mal eine Rettungsaktion nötig
Jahr für Jahr hoffen die Rorschacher Schwanenfans, dass der Nachwuchs schlüpfen kann und ihr Lieblingsnest nicht fortgeschwemmt wird. Denn es steht an einem denkbar ungeeigneten Ort, ist den Wellen ebenso schutzlos ausgeliefert wie dem steigenden Wasserpegel während einer Regenphase.
Aus diesem Grund brauchte es auch dieses Jahr wieder eine Rettungsaktion. Beziehungsweise wurde diese von der Öffentlichkeit geradezu gefordert, sagt Wildhüter Mirko Calderara: «Letzte Woche gab es etliche Anrufe auf sämtliche öffentlichen Nummern der Stadt, man solle doch etwas unternehmen. Die Behörden haben dann zugesagt, das Nest anzuheben und zu sichern.»
Das hat der Schwan alleine seinem Promistatus zu verdanken, sagt Stadtschreiber Richard Falk: «Der öffentliche Druck wird jeweils gross. Es gibt viele Anrufe bei der Stadt und bei der Feuerwehr, teilweise wird Alarm ausgelöst oder die Leute versuchen selbst, das Nest irgendwie zu sichern.»
Verschwindet das Nest nun?
Es sei deshalb sinnvoller, das Nest professionell durch den Wildhüter anheben und sichern zu lassen. Ob damit dem Schwan auch ein Gefallen getan wird, wagen Falk und Calderara zu bezweifeln. So ein Eingriff bedeutet Stress. Trotzdem kommen die Schwäne zurück, weil sie ihren Nachwuchs am Ende durchbringen.
«Es gibt deshalb Überlegungen, den Bereich nächstes Jahr abzusperren. So würden die Schwäne gar nicht zu ihrem Nistplatz gelangen und auf Hilfe angewiesen sein. Das wäre zwar schade für die Bevölkerung, doch wir würden es im Interesse der Schwäne machen.»
Sehr spät dran
Zumindest dieses Jahr ist das den Schaulustigen noch relativ egal. Genauso wie die Tatsache, dass es am Bodensee zu viele Schwäne gibt. Alles was zählt ist, dass es auch dieses Jahr Nachwuchs gibt. Am Montag Mittag waren noch drei Eier übrig, am Morgen waren es deren vier. Die Schwäne dürften eines der nicht befruchtetet entsorgt haben.
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Ein normaler Vorgang. Nicht ganz normal ist der Zeitpunkt der Brut, die Schwäne sind dieses Jahr sehr spät dran. Deswegen glaubt auch der Eingangs erwähnte Herr, dass heuer etwas nicht stimmt. Er dürfte sich aber trotzdem noch freuen können, sagt Wildhüter Calderara: «Es gibt verschiedene mögliche Gründe für einen Verzug, zum Beispiel Revierkämpfe. Auch andere Schwanenpaare haben momentan noch keinen Nachwuchs ausgebrütet.»
Laut seinen Berechnungen könnte es diese Woche so weit sein. Möglicherweise zum letzten Mal.