Festival-Plakate ohne Männer: So divers sind die Ostschweizer Openairs
Bald ist es so weit und der Festivalsommer geht wieder los. Zwischen dem OpenAir St.Gallen, dem Openair Frauenfeld und dem Openair Lumnezia ist im FM1-Land für fast jede und jeden musikalisch etwas dabei.
Aber ist auch bei den Musikerinnen und Musikern von allem etwas dabei? Dieser Frage hat sich das Nachrichtenportal «Watson» angenommen und die männlichen Acts von den Festivalplakaten gestrichen – übrig bleibt der Finta-Anteil.
OpenAir St.Gallen
Gemäss Line-up-Plakat des OpenAir St.Gallen werden 57 Acts diesen Juni im Sittertobel auf den verschiedenen Bühnen stehen. Von diesen 57 Acts bestehen 22 aus mindestens einer finta Person. Das ergibt einen Finta-Anteil von knapp 39 Prozent. Aus dieser Rechnung exkludiert sind alle Acts, welche nicht auf dem Festivalplakat ersichtlich sind – also beispielsweise Künstlerinnen und Künstler, die auf der Plaza-Bühne auftreten.
Im schweizweiten Vergleich liegt St.Gallen beim Finta-Anteil im Mittelfeld. Im FM1-Land liegt das OASG jedoch, wenn auch knapp, an der Spitze.
OASG-Mediensprecherin Nora Fuchs äussert sich dazu auf Anfrage von FM1Today wie folgt: «Uns ist es als Festival ein grosses Anliegen, die Diversität der Gesellschaft und unseres Publikums auch auf den Bühnen abzubilden. Wir befinden uns auf einem guten Weg, auch wenn wir als Festival, aber auch als Musikindustrie insgesamt, noch einen langen Weg vor uns haben, bevor wir auch auf den grossen Bühnen unseren eigenen und den Ansprüchen des Publikums hinsichtlich Genderbalance gerecht werden. Deshalb geniesst die Förderung von Newcomerinnen auf den kleinen und mittleren Bühnen bei uns einen hohen Stellenwert.» Auf den Bühnen Intro und Plaza betrage der Anteil Acts, welche mindestens ein nicht cis-männliches Mitglied inkludieren, über 50 Prozent – auf der Intro-Stage sogar über 60 Prozent.
Insgesamt gebe es nach wie vor weniger Acts mit weiblicher Beteiligung – gerade im Rock-Bereich – weshalb man beim OASG dieser Tendenz entgegenwirken will: «Wir haben ein ganz besonderes Augenmerk auf unsere Fördertreppe, mit Hilfe von welcher wir am ‹Musig uf de Gass› und auf den kleinen und mittleren Bühnen am Festival möglichst vielen Nachwuchskünstlerinnen eine Plattform geben, um diese Situation in Zukunft auch auf den grossen Bühnen noch weiter zu optimieren.»
Gerade im Bereich der weiblichen Headlinerinnen ist es gemäss Fuchs aufgrund der Marktsituation nicht ganz einfach, die gewünschten Acts zu buchen. Dies aufgrund der generellen Verfügbarkeit, der Finanzierung sowie auch der Programmierung des Festivals.
Openair Frauenfeld
Das grösste Hip-Hop-Festival Europas in Frauenfeld schneidet beim Finta-Anteil schlechter ab als das OpenAir St.Gallen. Bei den 74 gelisteten Acts sind 54 männlich und 20 finta. Das entspricht einem Finta-Anteil von 27 Prozent. Wenn man die Pre-Shows raus rechnet, sind es total noch 65 Acts mit einem Finta-Anteil von knapp 25 Prozent.
Auf Anfrage von «Watson», warum der Finta-Anteil am OAFF tiefer sei als bei anderen Schweizer Festivals, antwortet Andrej Malogajski, Bookingchef vom Openair Frauenfeld: «Im Genre ‹Urban-Music› touren leider auch 2024 erheblich weniger Frauen als Männer. Gerade weibliche Headlinerinnen und Co-Headlinerinnen sind live weniger präsent. Mit unserer Headlinerin Nicki Minaj und internationalen Grössen wie Shirin David, Ice Spice, Flo Milli, Badmomzjay und Sexyy Red haben wir die zurzeit wohl relevantesten Künstlerinnen im Urban-Genre auf unserem Line-up. [...] Darüber hinaus bieten wir aber auch Newcomerinnen aus dem In- und Ausland eine Plattform.»
Openair Lumnezia
Das Openair Lumnezia liegt zwar knapp hinter dem OASG, schlägt jedoch das OAFF um Längen: 38 Prozent beträgt der Finta-Anteil des Bündner Festivals. Gesamthaft treten gemäss Festivalplakat 21 Acts am Lumnezia auf, acht davon haben mindestens eine finta Person dabei.
So siehts schweizweit aus
Neun Schweizer Festivals hat sich «Watson» bei der Analyse angeschaut. Neben den drei Ostschweizer Openairs haben sie auch den Finta-Anteil vom Paléo Festival in Nyon, dem Berner Gurtenfestival, dem Moon & Stars in Locarno, dem Greenfield in Interlaken, dem Zürich Openair sowie dem Walliser Openair Gampel ausgerechnet.
Die zwei Schweizer Spitzenreiter beim Festival-Finta-Anteil sind das Paléo Festival mit einem Anteil von 51 Prozent und das Gurtenfestival mit 50 Prozent. Am schlechtesten schneidet das Openair Frauenfeld mit 25 Prozent ab. Das OpenAir St.Gallen und das Openair Lumnezia sind mit Platz vier und fünf im Mittelfeld.
(red.)