Reaktion auf Palace-Forderungen: Erste Gespräche mit Schützengarten bereits erfolgt

Das Palace und Schützengarten nähern sich wieder an. (Archiv)
© Ralph Ribi / Urs Bucher
Mit einem offenen Brief fordert das St.Galler Kulturlokal Palace eine saubere Aufarbeitung des Belästigungsskandals bei Schützengarten. Eine erste Aussprache ist bereits erfolgt, diese sei sehr positiv verlaufen.

«Es ist, als ob die Unternehmensleitung die letzten Jahre unter einem Stein gewirtschaftet hätte», schreibt das Kulturlokal Palace am Donnerstag auf Social Media, wo ein offener Brief des Kulturlokals an die Brauerei veröffentlicht wurde. Nach alter, patriarchaler Tradition sei das Opfer und nicht etwa der Täter auf die Strasse gestellt worden und das Unternehmen sei erst nach Bekanntwerden des Falls halbherzig zurückgekrebst, heisst es weiter.

Im Brief fordert das Palace von seinem Getränkelieferanten ein verbindliches Konzept, um sexuelle Belästigung in Zukunft zu verhindern – und droht mit einem Boykott.

Die drastischen Worte weichen aber schon am Freitagnachmittag einem versöhnlichen Ton. «Es gab bereits einen Kontakt mit der Firma Schützengarten und das Gespräch war sehr kooperativ», sagt Co-Betriebsleiterin Franca Mock gegenüber TVO. «Wir sind sehr zuversichtlich, dass für alle Beteiligten eine Lösung gefunden wird.»

«War klar, dass wir etwas tun müssen»

Das Kulturlokal Palace bezieht den grössten Teil seiner Getränke von der Brauerei Schützengarten – respektive deren Tochtergesellschaft Wiederkehr AG, wo sich die sexuelle Belästigung abspielte. Es sei jedoch nicht nur der Fall an sich, die Palace-Verantwortlichen kritisieren auch die Kommunikation des Schützengarten-Konzerns gegen aussen. Das sei «einfach zu wenig» gewesen.

Das Palace gehört schon lange zu den Kunden des Getränkelieferanten. «Da wir uns als Kulturverein aktiv für Gleichstellung, gegen sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch einsetzen, war für uns klar, dass wir etwas unternehmen müssen», sagt Mock.

Dabei gehe es jedoch nicht darum, jemanden anzuprangern. Es sei einfach wichtig, dass der Diskurs öffentlich geführt werde – und dass am Ende alle davon profitieren könnten. Zentraler Teil der Forderung des Palace ist die Zusammenarbeit mit dem kantonalen Amt für Gleichstellung. Und die wird zustande kommen.

Schützengarten: «Äusserst konstruktiver Vorschlag»

Die Brauerei habe sich durch das Schreiben nicht angegriffen gefühlt, führt Mock aus. Das bestätigt eine schriftliche Antwort der Schützengarten AG: «Den Vorschlag des St.Galler Kulturlokals Palace, das ethische und rechtskonforme Verhalten innerhalb der Tochtergesellschaft Wiederkehr AG sowie in der Brauerei Schützengarten AG einer externen Prüfung vorzulegen, erachten wir als äusserst konstruktiven und wichtigen Beitrag zur Debatte. Dazu findet nächste Woche ein Austausch mit dem Amt für Gleichstellung statt.»

Schützengarten betont das Bestehen solcher Strukturen innerhalb der Muttergesellschaft. Es sei jedoch «ein Fehler» gewesen, dass diese Richtlinien innerhalb der «sehr selbständig agierenden Tochtergesellschaft» nicht implementiert wurden.

Es sei wichtig, dass Mutter- sowie Tochtergesellschaft die richtigen Lehren und Schlüsse für die Zukunft ziehen. In diesem Fall dürften Schützengarten und das Palace Partner bleiben. «Wir können uns auch eine engere Zusammenarbeit in Zukunft vorstellen», sagt Franca Mock vom Palace, «falls unsere Forderungen erfüllt werden».

veröffentlicht: 28. Oktober 2022 17:31
aktualisiert: 28. Oktober 2022 17:31
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