«Polizisten»-Betrug: «Die Dunkelziffer ist hoch»

Die Polizei verlangt nie nach einem Koffer Bargeld.
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In St.Gallen wurde eine betagte Frau Opfer einer fiesen Betrugsmasche: Ein Mann gab sich als Polizist aus und ergaunerte so über 77'000 Franken. Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen, sagt, dass sich solche Fälle derzeit häufen.

Hanspeter Krüsi, wie konnte es dazu kommen, dass jemand einem falschen Polizisten über 77'000 Franken gibt?
Hanspeter Krüsi: Die Masche ist sehr fies. Der Betrüger hat die Frau in einem Telefongespräch so geschickt um den Finger gewickelt, dass sie meinte, sie spreche wirklich mit der Polizei.

Und das hat funktioniert?
Ja, speziell daran ist aber, dass der Mann hochdeutsch sprach. Wir haben schon öfters vor solchen Anrufen gewarnt. Aber wir können nur immer wieder betonen, dass nie ein Polizist anruft, der hochdeutsch spricht, nach den finanziellen Verhältnissen fragt und ein Polizist wird auch nie jemanden dazu auffordern, Vermögen oder Schmuck ausser Haus zu bringen.

Hanspeter Krüsi, Mediensprecher Kantonspolizei St.Gallen

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77'000 Franken ist ein stolzer Betrag.
In diesem Jahr war das sicher einer der grösseren Fälle. Wir denken aber, dass wir nicht von allen wissen. Häufig schämen sich die Opfer, man kennt die Masche ja aus den Medien. Dann sagt man sich: «Läck, jetzt bin ich den Betrügern auch auf den Leim gekrochen.» Wir können die Leute nur dazu motivieren, sich ebenfalls bei der Polizei zu melden. Oder zuerst mit den Angehörigen zu sprechen und dann zusammen zur Polizei zu gehen.

Gibt es überhaupt eine Chance, diese Fälle aufzuklären?
Die Wahrscheinlichkeit ist klein. Aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Wir hatten schon Fälle, die wir aufklären konnten.

Häufen sich solche Betrugsfälle?
Im Moment haben wir wieder eine Welle. In den letzten zehn Tagen hatten wir sehr viele Meldungen, die aber glimpflich ausgegangen sind. Die Leute haben uns angerufen und erzählt, dass sie gerade von einem hochdeutsch sprechenden Polizisten kontaktiert worden seien. Wir gehen aber davon aus, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt.

Werden solche Anrufe irgendwann aufhören, wenn man immer wieder davor warnt?
Wenn wir sehen, dass jemand über 77'000 Franken bezahlt, dann lohnt sich das für die Betrüger. Auch wenn es nur in wenigen Fällen funktioniert. Sonst würden sie es nicht mehr machen.

Was können wir dagegen tun?
Wir appellieren insbesondere auch an die jüngere Generation: Sprecht mit den älteren Leuten, mit der Mutter, dem Grossvater, und sagt ihnen, dass sie nicht drauf reinfallen sollen.

veröffentlicht: 18. Oktober 2019 18:16
aktualisiert: 18. Oktober 2019 18:47
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