Nest steht: Brauchen Schwäne wieder Hilfe beim Ausbrüten?

Der Platz ist einfach nicht gut: Jedes Jahr nisten die «dummen Schwäne» von Rorschach bei der Badihütte und müssen um ihren Nachwuchs bangen. Der Wellengang und der Wasserstand machen ihnen zu schaffen. Auch dieses Jahr ist das Paar zurückgekehrt.

Die berühmtesten Schwäne der Ostschweiz werden es wohl auch dieses Jahr schwer haben. Schon seit ein paar Tagen steht das Nest des Rorschacher Schwanenpaars an der denkbar ungünstigen Stelle bei der Badhütte. Natürlich hat sich der Wellengang seit dem letzten Jahr nicht verändert – auch heuer wird das Nest bei starkem Wellengang eine volle Breitseite nach der anderen abbekommen. Auch der Wasserstand kann dem Nest gefährlich werden. Steigt er zu stark an, werden die Eier fortgeschwemmt.

Aber Schwäne sind nun mal für ihre Unbelehrbarkeit bekannt. Wie das die Gewohnheitstiere so machen, kehren sie jedes Jahr an die gleiche Stelle zurück, um ihr Nest zu bauen und ihre Eier auszubrüten. Oder sie versuchen es zumindest, denn je nach Witterung können die beiden noch so viel Nestmaterial heranschleppen – ohne menschliche Hilfe wird es nichts.

Aber das Interesse der Rorschacher und die Bereitschaft ihren «dummen Schwänen», zu helfen, ist jedes Jahr gross.

Eingriff in die Natur

Letztes Jahr versenkte ein lokaler Gartenbauer zusammen mit dem Wildhüter Mirko Calderara vorübergehend Steinblöcke im Wasser, um die Wellen zu brechen. Sonst hätten es die Schwanenbabys wohl nicht geschafft. Ob auch dieses Jahr ein Eingriff nötig wird, kann Calderara noch nicht sicher sagen: «Es kommt immer auf das Wetter an. Bei hohem Wasserstand wird es schwierig.»

Im Gegensatz zu anderen Nestern liegt jenes in Rorschach sehr tief. «Ein höherer Platz, einige Meter vom Wasser entfernt, wäre besser», sagt Calderara gegenüber FM1Today. Eine Ausnahmeerscheinung ist das Nest bei der Badhütte aber nicht. Schlechte Nistplätze kämen öfter vor, nur bekomme das in der Regel keiner mit. Die Stelle an der Seepromenade sei einfach besonders exponiert.

Schwanenbabys ab Mitte Mai

Ungefähr Mitte April beginnen die Schwäne mit dem Legen und Ausbrüten der Eier. Danach dauert es 32 Tage, bis die Babys Schlüpfen. «Sie legen aber nicht alle miteinander, in der Regel nur eines pro Tag», sagt der Wildhüter.

Eine Brut von acht Eiern, so wie letztes Jahr, liege im Bereich des Möglichen. Allerdings könnten sich auch andere Faktoren auswirken. Es gibt am Bodensee relativ viele Schwäne auf kleinem Raum. Die Wasservögel müssen Revierkämpfe bestreiten. «Auch wenn man es den Tieren nicht ansieht, kann das ein Stressfaktor sein, der sich auf die Anzahl Eier auswirkt», sagt Calderara.

Sicher ist: Die Rorschacher lieben ihre Schwäne. Auch zu Corona-Zeiten standen mehrere Personen oberhalb des Nests, vielleicht weniger dicht gedrängt als sonst, um Fotos zu schiessen. Ein bisschen Normalität in verrückten Zeiten.

veröffentlicht: 31. März 2020 19:23
aktualisiert: 31. März 2020 19:23
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