Nach Wolfssichtung in Eichberg: «Mir ist es nicht so wohl dabei»

Quelle: tvo

Eine ungewöhnliche Entdeckung: Zwei Frauen sahen am Mittwochabend in Eichberg mitten auf der Strasse einen Wolf und fotografierten ihn. Der Kanton bestätigt, dass es sich wahrscheinlich um einen Wolf handelte. Für die Anwohnerin ein unbehagliches Gefühl – das Tier könnte noch einige Zeit in der Gegend bleiben.

Füchse, Marder, Gämsen, Hirsche, Rehe – Karoline Motzer ist sich so einiges an Wildtieren gewohnt. Das bringt ihr Landgasthof Hölzlisberg, zuoberst in Eichberg eben so mit sich. Doch die Sichtung am Mittwochabend spielt in eine ganz andere Kategorie. Sie sei mit einer Kollegin zusammen auf dem Rückweg vom Yoga im Auto gesessen, als ihnen eine Anwohnerin mit dem Auto entgegen kam. «Weil es dort eng ist, mussten wir beide Anhalten. Und da entdeckte die Anwohnerin den Wolf», sagt Motzer.

Die beiden Frauen liessen sich nicht zweimal bitten und verfolgten das Tier mit dem Auto. Es lief direkt beim Landgasthof der Strasse entlang. Auf das Licht des Autos oder dessen Lärm reagierte der vermeintliche Wolf nicht. «Nur einmal drehte er den Kopf nach links, dort, wo der Nachbar seine Hühner hält», sagt Karoline Motzer.

Seit fast 30 Jahren ist Karoline Motzer Wirtin im Hölzlisberg, doch ein Wolf sei ihr noch nie unter die Augen gekommen. Die Kollegin auf dem Beifahrersitz habe einige Fotos geschossen, bevor er dann wieder im Wald verschwunden sei.

Es sei nicht ungewöhnlich, dass Wölfe sich teilweise auf Strassen fortbewegen und dabei in Siedlungsnähe kommen, heisst es beim St.Galler Amt für Jagd und Fischerei.

© Karoline Motzer

Wahrscheinlich ein Wolf

«Er war in etwa so gross wie ein Schäferhund und wir waren uns nicht ganz sicher, ob es wirklich ein Wolf war», sagt Motzer. Das wohl wirklich ein Wolf im Rheintal umhergeht, bestätigt Dominik Thiel, Leiter Amtsleiter des Kantonalen Amtes für Natur, Jagd und Fischerei: «Die Fotos sind nicht besonders gut, aber wir können davon ausgehen, dass es sich um einen Wolf handelt.»

Es sei nicht ungewöhnlich, dass Wölfe als Einzelgänger lange Distanzen zurücklegen und dafür teilweise Strassen benutzen. «So kommen sie auch immer wieder in Siedlungsnähe», sagt Thiel. Im Rheintal ist der Wolf auch kein Fremder: Ende Oktober gab es mehrere Risse in Altstätten, davor tappte ein Wolf auf Rebsteiner Gebiet in eine Fotofalle.

Ob es sich bei all diesen Fällen um ein und dasselbe Tier handelt, kann laut Thiel nicht bestätigt werden. Dafür wäre eine DNA-Analyse notwendig.

Der Wolf sorgt für Unbehagen

Für Karoline Motzer, die gerne auch mal abends mit einer Stirnlampe unterwegs ist, kann der Wolf gerne wieder den Rückzug aus dem Rheintal antreten. Es fühle sich seither komisch an, draussen zu sein, zudem würden viele Nachbarn Tiere halten.

«Am Schluss ist das Tier wieder im Wald verschwunden», sagt Karoline Motzer.

© Karoline Motzer

Dass der Wolf für einige Zeit im Gebiet bleibt und erst dann weiterzieht, wäre laut Thiel zwar möglich. Allerdings könnte der Wolf den Eichberg nauch bereits wieder verlassen haben und sein Glück anderswo versuchen.

veröffentlicht: 19. November 2020 12:23
aktualisiert: 19. November 2020 18:25
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