Nach Belästigungsskandal: St.Galler Kulturbetrieb Palace droht Schützengarten mit Boykott

Das Kulturlokal Palace verlangt Massnahmen von der Brauerei Schützengarten.
© Nik Roth / Tagblatt
Nach Bekanntwerden des Belästigungsskandals bei Schützengarten wendeten sich einzelne Lokale von der grossen St.Galler Brauerei ab. Nun droht auch das Kulturlokal Palace in einem offenen Brief damit – falls die Brauerei keine Anpassungen zum Schutz der Angestellten vornimmt.

Die Olma ist Geschichte und auch der Aufschrei rund um den Belästigungsskandal bei der Brauerei Schützengarten AG – respektive deren Tochterfirma Wiederkehr AG – schien bereits wieder abzuflauen. Nun stellt sich mit dem Kulturlokal Palace jedoch eine St.Galler Institution gegen den eigenen Getränkelieferanten.

«Als langjährige und bis anhin zufriedene Schützengarten-Kundin müssen wir uns zum jetzigen Zeitpunkt leider folgendes fragen: Wie können wir uns als Kulturbetrieb aktiv für Gleichstellung und gegen sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch einsetzen und gleichzeitig von Ihnen einen Grossteil unserer Getränke beziehen?», schreibt Geschäftsführer Johannes Rickli in einem offenen Brief, adressiert an die Brauerei und deren Chef Reto Preisig.

Neues Konzept gefordert

Aus Palace-Perspektive sei nicht ersichtlich, wie die Schützengarten AG ihre Unternehmenskultur ändern wolle, um Sexismus und sexualisierte Gewalt am Arbeitsplatz zu verhindern.

«Als Kundin der Brauerei Schützengarten wünschen, nein, fordern wir von Ihnen ein verbindliches firmeninternes Konzept zur Verhinderung von Sexismus, sexualisierter Gewalt und generell von schadendem Verhalten am Arbeitsplatz», heisst es weiter. Dieses solle auch für alle Tochterfirmen verbindlich sein.

Das Palace will zusammen mit der Fachstelle für Gleichstellung des Kantons St.Gallen darüber entscheiden, ob das geforderte Konzept den Anforderungen genügt.

Drohung mit Boykott

Bis die Brauerei der Forderung nachkommt, will das Palace der Preiserhöhung durch den Getränkelieferanten per 1. Oktober nicht nachkommen – und weiterhin den alten Preis überweisen. «Stattdessen überweisen wir die Differenz zwischen dem alten und neuen Preis dem Frauenhaus St.Gallen», heisst es in dem Schreiben weiter.

Sollte die Brauerei Schützengarten diese Forderung für eine «blöde Idee» halten und der Forderung nicht nachkommen, so will sich das Kulturlokal einen neuen Getränkelieferanten suchen. Beide Seiten waren bisher für eine weitergehende Stellungnahme nicht zu erreichen.

veröffentlicht: 28. Oktober 2022 10:48
aktualisiert: 28. Oktober 2022 10:48
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