Knatsch um Wochenmarkt in Altstätten

Gemüsehändler Rolf Thurnheer hofft, dass er seine Lebensmittel in Altstätten bald wieder verkaufen kann.
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Dass in Altstätten wegen der Pandemie zurzeit kein Wochenmarkt stattfindet, kann Gemüsehändler Rolf Thurnheer nicht verstehen. Mit Anpassungen und einer Bewilligung der Stadt wäre der Verkauf von regionalen Lebensmitteln weiterhin möglich.

Der Gemüsestand von Rolf Thurnheer wird zurzeit von Kunden überrannt. In St.Margrethen und in Heerbrugg darf der Rheintaler seine Produkte auch in Zeiten von Corona einmal wöchentlich anbieten, weil er dort mit seinem Marktstand alleine ist. «Wir haben gerade viel mehr Kundschaft als sonst. Die Leute sind in dieser speziellen Zeit sehr daran interessiert, regionale Lebensmittel zu kaufen», sagt der Geschäftsführer der Thurnheer Gemüsebau AG. «Letzten Samstag hatten wir sogar Kunden, die extra von St.Gallen bis ins Rheintal gefahren sind, um bei uns Gemüse zu holen.»

«Bringe nicht alles weg»

Trotz der zusätzlichen Kunden läuft das Geschäft des Gemüsehändlers nicht wie gewünscht, denn ihm fehlt ein wichtiger Verkaufsstandort. Der Wochenmarkt in Altstätten, wo normalerweise Früchte und Gemüse verkauft werden, findet aufgrund der aktuellen Lage bis auf weiteres nicht statt. Für Thurnheer ist das einschneidend. «Wir haben ein grosses Problem, denn zwei Verkäufe reichen nicht aus, um die ganze Ware wegzubringen. Wir sind auf Altstätten angewiesen.» Doch nicht nur er wolle den Markt zurück, viele seiner Kunden aus Altstätten hätten den selben Wunsch.

«Der Markt müsste stattfinden»

Den Entscheid der Stadt, den Wochenmarkt mit fünf Marktständen aufgrund der Pandemie abzusagen, kann der 58-Jährige nicht nachvollziehen. «Wie auch viele meiner Kunden bin ich der Meinung, der Markt müsste stattfinden. Ich glaube, die Ansteckungsgefahr ist draussen viel geringer, als in geschlossenen Räumen. Ausserdem wäre der Markt erlaubt, wenn die Stände 100 Meter weit auseinander ständen.»

Einzelne Stände sind erlaubt

Damit hat Gemüsehändler Rolf Thurnheer recht. Die Altstätter müssten nicht per se auf ihren Markt verzichten. Laut dem St.Galler Volkswirtschaftsdepartement sind zwar Wochenmärkte verboten, jedoch einzelne, nicht fixe Lebensmittelstände erlaubt. Zwischen den Ständen braucht es dann aber einen Minimalabstand von mindestens 100 Metern und die Hygieneregeln müssen eingehalten werden. Ausserdem ist eine Bewilligung der Gemeinde nötig.

Der Markt wäre kein Markt mehr

Die Stadt kennt die Option einer sogenannten «Vereinzelung» der Stände, hat aber Bedenken bei der Umsetzung. So schreibt die Stadtschreiberin Beatrice Zeller auf Anfrage von FM1Today: «Bei fünf Ständen würde sich ‹der Markt› über einen halben Kilometer erstrecken. Dies entspricht natürlich nicht mehr einem Markt. Im Bereich Gemüsemarkt, Ober- und Marktgasse würden wir damit nicht mehr als vier Stände unterbringen.»

Stadtrat prüft Optionen

Trotzdem sei das letzte Wort noch nicht gesprochen. Der Stadtrat prüfe eine «Vereinzelung» der Stände sowie weitere Optionen an der Stadtratssitzung kommenden Montag. «Der Stadtrat bedauert, dass der Markt derzeit nicht durchgeführt werden kann. Jedoch ist sein oberstes Gebot, die Ausbreitung des Coronavirus in Anwendung der bundesrätlichen Massnahmen einzudämmen», schreibt Beatrice Zeller.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Findet der Markt in Altstätten in einer veränderten Form wieder statt, wäre das für Rolf Thurnheer und viele seiner Kunden eine schöne Nachricht in nicht ganz einfachen Zeiten. «Das Bewusstsein der Menschen hat sich jetzt in der Corona-Krise verändert. Sie schätzen es noch mehr, wenn sie wissen, woher die Lebensmittel kommen und sie diese an einem Marktstand kaufen können. Es wäre schön, wenn das auch in Altstätten bald wieder möglich wäre.»

veröffentlicht: 26. März 2020 21:04
aktualisiert: 26. März 2020 21:04
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