«Jede Massnahme wird uns wieder Gäste rauben»

Quelle: tvo

Der Ständerat hat am Mittwoch eine generelle Reduktion der Mieten für Betriebe abgelehnt. Ein weiterer Tiefschlag für die ohnehin gebeutelte Gastro-Branche. Einerseits werden Wirte nun noch kreativer, andererseits sehen sie den k. o.-Schlag für die Branche bald kommen.

Wirtinnen und Wirte werden in Zukunft nicht in den Genuss einer Reduktion ihrer Pacht kommen. Der Ständerat hat sich am Mittwoch dagegen entschieden. Gastrobetriebe, Verkaufsläden oder Gewerbler bekommen somit keine Rückendeckung von der Politik (FM1Today berichtete).

Mit riesigen Christbaumkugeln zum Erfolg

Einige Gastronomen lassen sich von dieser schlechten Nachricht allerdings nicht unterkriegen. So zum Beispiel der Wirt des Hotels «Weisses Rössli» in Staad am Bodensee. Vor seinem Restaurant stehen derzeit Christbaumkugeln, die definitiv an keinen Baum passen. Mit ganzen acht Meter Durchmesser fungieren sie als kleine Restaurants während der Corona-Pandemie.

Es ist eine Idee, die Gastronom Stefan Haindl bereits vor der Krise hatte und die sich nun als wahrer Glücksgriff entpuppt. Das Telefon für Reservationen läuft heiss. Auch die Gäste in den überdimensionalen Kugeln sind zufrieden: «Es ist festlicher und eine gute Variante, um auch in der Coronakrise die Massnahmen einhalten zu können», sagt beispielsweise Isabella Buob, die bei Haindl zu Gast ist.

Für den Geschäftsführer des «Weissen Rössli» ist indes klar, dass die aktuelle, spezielle Zeit viel Kreativität verlangt: «Mit Iglus oder Alphütten muss man heute nicht mehr kommen. Das haben die Leute gesehen. Man muss etwas neues bringen.»

«Wettmachen können wir das nicht»

Doch bei aller Liebe zur Kreativität: Damit allein ist den Gastronomen nicht mehr zu helfen. Dessen ist sich auch «Gastro St.Gallen», der Kantonalverband für Hotellerie und Restauration, bewusst. Neu bietet der Verband Gutscheine für Restaurants an und beteiligt sich finanziell an den Kosten. Die Aktion sei gut angelaufen, müsse nun aber auch so weitergehen können, gibt der Präsident von Gastro St.Gallen, Walter Tobler, zu bedenken.

Er zeichnet zudem ein düsteres Bild von der Zukunft einiger Betriebe: «Wir werden diese Unternehmen nicht retten können. Aber wir möchten mit den Geldern, die uns unsere Mitglieder gegeben haben, ein Zeichen setzen.» Gemäss Tobler hat der Verband in der Vergangenheit gut gewirtschaftet und kann es sich nun leisten, seinen Mitgliedern etwas zurückzugeben.

Der abgelehnte Mieterlass wird aber auch dadurch nicht ungeschehen gemacht werden können. Daher könnte ein gefürchteter k. o.-Schlag für die Gastroszene in greifbare Nähe rücken, ist sich Walter Tobler sicher: «Im Moment sieht es nicht nach Lockerung, sondern nach abermaliger Verschärfung aus. Jede Massnahme wird uns wieder Gäste rauben».

Auch Gastronom Stephan Haindl sieht schwarz: «Wir haben viel verloren. Wettmachen können wir das nicht.»

veröffentlicht: 2. Dezember 2020 20:23
aktualisiert: 2. Dezember 2020 20:33
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