Immer mehr über 40-Jährige brechen Schwangerschaft ab

Schwangerschaftsabbrüche kommen häufig um grosse Veranstaltungen vor. (Symbolbild)
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Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche hat im letzten Jahr zugenommen. Während immer weniger Teenager eine Schwangerschaft abbrechen, ist die Zahl bei den über 40-Jährigen gestiegen. Das hat, gemäss Studien, damit zu tun, dass die Jugend besser aufgeklärt ist.

In der Schweiz gab es im letzten Jahr so viele Schwangerschaftsabbrüche wie seit fünf Jahren nicht mehr, zeigt eine Auswertung des Bundesamts für Statistik. Im Jahr 2018 wurden 10'457 Schwangerschaften abgebrochen. Das sind knapp 400 mehr als im Jahr zuvor. Das letzte Mal ähnlich hoch war die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche im Jahr 2013. Allerdings gibt es Unterschiede in den Altersgruppen.

Abbrüche haben unterschiedliche Gründe

Vor fünf Jahren gab es mehr Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren, die abtrieben, als Frauen über 40, die eine Schwangerschaft abbrachen. Heute sind es mehr Frauen über 40 als Jugendliche, die sich für eine Abtreibung entscheiden.

Die Gründe für den Schwangerschaftsabbruch werden nicht statistisch erfasst. Darüber kann nur spekuliert werden. Gemäss Nadine Lehnhard, Frachfrau für sexuelle Gesundheit in St.Gallen, gibt es in jeder Lebensphase unterschiedliche Ursprünge: «Manchmal haben sie soeben eine Ausbildung angefangen oder ein Studium, haben finanzielle Probleme, eine neue Partnerschaft, sind bei einem One Night Stand schwanger geworden, die Verhütung hat versagt oder der Embryo ist krank.»

Konsequente Verhütung in den Wechseljahren

Alle Gründe würden bei allen Altersgruppen vorkommen, aber: «Was bei über 40-Jährigen vielleicht noch eine Rolle spielt, sind die Wechseljahre.» In diesen Jahren tritt die Periode immer weniger auf, was dazu führen könne, dass die Frauen weniger gut spüren, wann die fruchtbaren Tage sind. «Wenn Frauen vor den Wechseljahren konsequent waren mit der natürlichen Verhütung, kann sich das während der Wechseljahre verschieben.» Ausserdem gebe es auch Frauen, die das Gefühl haben, sie können nicht mehr schwanger werden, und es schlage dann doch ein.

Weniger Hormone, mehr Schwangere

Welche Rolle der Trend zur hormonfreien Verhütung bei den Schwangerschaftsabbrüchen spielt, kann Nadine Lehnhard nicht sagen. «Es gibt aber immer mehr Frauen, die nach jahrzehntelanger sicherer Verhütung ein Leben ohne Hormone wollen. Diese Methode kann sicher sein, wenn sie konsequent durchgeführt wird. In den Wechseljahren kann es allerdings zu Fehlern kommen.» Bei Frauen über 40 Jahren komme ein weiterer Punkt dazu: «Das Risiko einer Chromosomenveränderung, beispielsweise dem Down-Syndrom, steigt in diesem Alter. Auch das ist ein Faktor, der zu mehr Schwangerschaftsabbrüchen führen kann.»

Aufklärung bei Jugendlichen besser als früher

Dass die Zahl der Jugendlichen, die ungewollt schwanger werden, abgenommen hat, sei vor allem auf die Aufklärung zurückzuführen: «Man weiss aus Studien, dass Jugendliche heutzutage sehr gut aufgeklärt sind. Unter anderem durch den Sexualunterricht in der Schule ist die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in dieser Altersgruppe in den letzten Jahren stabil.» Die Schweiz sei eines der Länder, in denen es die tiefste Schwangerschaftsrate gibt.

Es sei aber nicht so, dass die über 40-Jährigen das mit der Aufklärung verlernt hätten, es sei mehr ein Mangel an Kommunikation, sagt Lehnhard: «In den Medien wird sehr viel über das Thema Sexualität gesprochen, in der Beziehung kommt das Thema aber oft zu kurz. Gerade wenn eine Beziehung frisch ist, sollte über die Verhütung gesprochen werden, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern.»

veröffentlicht: 10. Oktober 2019 06:11
aktualisiert: 10. Oktober 2019 08:45
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