«Ich will so gerne bleiben» – Imbiss muss wegen Turnhalle weichen

Sivas Imbiss in Wattwil steht genau dort, wo in Zukunft die Finnenbahn der neuen Sportanlage mit Dreifachturnhalle zu stehen kommt. Mit dem Ja zum Campus Wattwil ist klar, Siva muss den Baggern eines Tages weichen, dagegen wehren sich nun mehrere treue Gäste.

«I wetti so gerne bliibä», sagt Siva, der mit richtigem Namen eigentlich Kumarasamy Sivanesan heisst, in gebrochenem Deutsch. Wir stehen in seinem Imbiss in Wattwil und Familienvater Siva möchte eigentlich kein Interview geben - er spreche nicht so gut Deutsch, sagt er. «I wetti so gerne bliibä» - diese Worte spricht aber so schüchtern und traurig aus, dass es gar nichts Unverständliches daran gibt.

Seit über 30 Jahren in der Schweiz

Siva möchte seinen Imbiss in Wattwil gleich neben dem Ottos behalten. Das Problem ist: An diesem Ort soll einst die neue Dreifachturnhalle mit Aussensportanlage zu stehen kommen, die vergangenes Wochenende vom Volk angenommen wurde. Deshalb hat Siva bereits eine provisorische Kündigung erhalten.

Gross darüber reden oder sich in den Vordergrund stellen, will er nicht. Er sei ein grosser Fan des Campus Wattwil und habe sich auch dafür eingesetzt, nur finde er es jetzt halt schade, dass er gehen müsse.

Es ist zwei Uhr nachmittags und alle Tische in der kleinen Imbiss-Hütte sind besetzt. «Können wir noch zahlen?», rufen zwei Frauen und Siva kommt mit der Rechnung. Die Gäste loben die gute Küche. Es gebe immer genügend und sehr gutes Essen.

Die Auswahl im Imbiss ist gross: Es gibt von Schnitzel über Pizza bis hin zu Currys fast alles.

© Lara Abderhalden

Die Küche im Imbiss umfasst vieles - besonders auf Pizza und asiatisches Essen hat sich Siva spezialisiert. Er selbst kommt aus Sri Lanka und flüchtete vor 31 Jahren in die Schweiz: «Ich habe immer in Wattwil gelebt. Zuerst war ich 28 Jahre als Pizzaiolo in der Pizzeria Capri in Wattwil, vor drei Jahren habe ich mich selbständig gemacht.»

«Die Leute in Wattwil kennen mich»

In einem weissen Container kocht Siva seine Speisen. «Ich bin sehr gerne selbstständig», sagt er, «da hast du deinen Frieden». Jeden Mittag verkauft der Koch rund 25 Mittagessen - vor allem Arbeiter aus den umliegenden Industriefirmen nehmen immer wieder in Sivas Imbiss Platz. «Die Leute in Wattwil kennen mich», sagt Siva und lächelt. Und tatsächlich mögen sich viele Wattwiler an den schmunzelnden Mann erinnern, der im Capri immer neben dem Pizzaofen stand und mit einem Kopfnicken die Gäste begrüsste.

Siva arbeitet hart: Er ist jeden Tag in seinem Imbiss in Wattwil.

© Lara Abderhalden

«Du hast noch ein paar Schatzbriefe bekommen», ruft ein Pöstler, der seinen Kopf in Sivas Imbiss-Bude steckt. Beide lachen und wünschen sich einen schönen Tag. «Ich habe Angst, dass das bald alles weg ist», sagt Siva. Er wirkt traurig, besorgt. «Ich habe 31 Jahre immer gearbeitet, jeden Tag, und nie gestempelt. Ich will bleiben.» Die Lage gefalle ihm vor allem wegen der Nähe zur Badi und den Firmen sehr gut. «Es hat jeden Tag mehr Leute», Siva deutet mit den Händen zu einem Zeltanbau, in dem sich weitere Tische befinden.

«Provisorische Kündigung war eine Ohrfeige»

Einer, der sich für Sivas Imbiss einsetzt, ist Brigue Mcirdi - kurz Didi. Als er von der provisorischen Kündigung erfuhr, begann er gegen die Schliessung des Imbiss Unterschriften zu sammeln. «Die Petition läuft sehr gut, wir haben schon viele Rückmeldungen erhalten», sagt der Wattwiler Hausabwart. Ihm gehe es dabei nicht um den Campus Wattwil, diesen unterstütze er, sondern um die mangelnde Kommunikation seitens der Gemeinde: «Die provisorische Kündigung war wie eine Ohrfeige. Man kann doch als Gemeinde so etwas nicht einfach verschweigen?»

Didi setzt sich für Sivas Imbiss ein und hat eine Petition ins Leben gerufen.

© Lara Abderhalden

Die Unterschriften für den Fortbestand des Imbiss' habe er der Gemeinde bereits vorgelegt, bis jetzt aber noch keine Antwort erhalten. Auch auf Anfrage von TVO möchte sich die Gemeinde nicht zum Imbiss äussern. «Wir erwarten nicht, dass die ganzen Pläne abgeändert oder über Bord geschmissen werden, wir wollen einfach, dass es weiter geht», sagt Didi. Eine Möglichkeit wäre auch, dass Siva den Restaurantbetrieb in der Badi Wattwil übernehmen könnte, dieses Anliegen sei bei den Verantwortlichen der Thurwerke AG in Wattwil deponiert worden. «Im Sommer kamen viele Kinder aus der Badi in den Imbiss, bestellten Pommes Frites und assen diese in der Badi», so der Hauswart.

Siva hört beim Gespräch mit Didi aufmerksam zu, nickt immer wieder oder runzelt die Stirn. «Ich bin froh, dass Didi mir hilft», sagt er zum Schluss. Er selbst habe nicht recht verstanden, worum es in der provisorischen Kündigung ging. Und hätte so möglicherweise vom einen auf den anderen Tag alles verloren.

Quelle: TVO

veröffentlicht: 21. November 2019 05:40
aktualisiert: 21. November 2019 09:47
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