Hochwassergefahr im Land – so ist die Lage in der Ostschweiz

Quelle: TVO/FM1Today

Zürichsee, Vierwaldstättersee, Thunersee – an mehreren Schweizer Gewässern ist die Hochwassersituation angespannt. Im FM1-Land ist die Lage derzeit eher ruhig, doch das könnte sich ändern. Bis Samstag fällt nochmals sehr viel Regen.

Feuerwehrleute, die unermüdlich Sandsäcke vor Hauseingänge wuchten, Jugendliche, die mit dem Velo durch langgezogene Wassermassen fahren, dort, wo eigentlich ein geteerter Weg sein sollte. Die Stadt Rorschach, die mit improvisierten Stegen stellenweise eher an Venedig erinnert, als eine Hafenstadt in der Ostschweiz.

Das Beinahe-Jahrhunderthochwasser aus dem Jahr 1999 haben viele in lebhafter Erinnerung. Noch sind solche Zustände relativ weit entfernt. Obwohl der Bodensee bereits gut gefüllt ist: Am 13. Juli lag der Wasserstand in Romanshorn bei 396,74 Metern über Meer, nur 13 mal in den letzten 40 Jahren war er höher (gemäss bodensee-hochwasser.info).

1999 wurde die Rorschacher Badhütte beinahe zur Insel. 
© Sandra D. Sutter / Tagblatt

Und es steht uns während der nächsten Tage ja noch einiges an Regen bevor. Der Bund bewertet die derzeitige Lage mit der Gefahrenstufe zwei von fünf, die nächste Stufe ist jedoch nicht mehr sehr weit entfernt. Diese bedeutet eine erhebliche Gefahr und ein Ereignis, wie es alle 10 bis 30 Jahre einmal eintritt.

Der Rhein ist noch ruhig

Von einem weiterhin steigenden Bodenseepegel geht man auch beim Kanton Thurgau aus. «Bis zur Hochwassergrenze braucht es aber noch viel», sagt Ulrich Göttelmann von der Abteilung Wasserbau und Hydrometrie.

Entscheidend für die Entwicklung am Bodensee sind Zuflüsse wie die Bregenzer Ach, der Alpenrhein und der Rhein-Binnenkanal. Am Rhein sei die Lage derzeit unter Kontrolle, sagt Kurt Köppel, Leiter des St.Galler Rheinunternehmens: «Derzeit ist alles im grünen Bereich. Wir haben einen relativ kleinen Abfluss von 400 Kubikmetern pro Sekunde. Das ist nicht dramatisch.»

Eine Überschwemmung des Rheinvorlands ist möglich, jedoch nicht weiter dramatisch.
© Toni Sieber / Leserbild Tagblatt

Grosse Unsicherheit

Trotzdem bleiben die Rheintaler Hochwasserschützer auf Trab. «Wir prüfen die Lage stündlich. Und aufgrund der möglichen extremen Gewitterzellen mit Starkniederschlägen bleibt eine grosse Unsicherheit.»

Sollten sich die sehr lokalen Zellen im Einzugsgebiets des Rheins befinden, könnte sich die Wassermenge im Fluss vervielfachen. So geschehen nach den Gewittern letzten Freitag: Der Abfluss des Rheins erhöhte sich auf 1100 Kubikmeter pro Sekunde.

Höhere Gefahr im Rest der Schweiz

Viel akuter ist die Lage an anderen Seen in der Schweiz. Der Wasserstand des Zürichsees ist in den letzten Tagen stetig angestiegen. Für die kommenden Tage gilt die Warnstufe vier von fünf. Dasselbe am Vierwaldstättersee und am Thunersee, wo bereits Wasser abgeleitet werden musste.

Am Vierwaldstättersee gibt es bereits nasse Füsse.
© keystone

Am Bodensee ist die Hochwassersituation nicht mit 1999 vergleichbar. Damals trat der See an Pfingsten über das Ufer, Schmelzwasser spielte eine grössere Rolle. Doch ganz aus dem Schneider kann man sich an der Küste auch im Sommer nicht wähnen, dies zeigt ein Blick in die Geschichtsbücher.

Denn noch mehr Wasser als 1999 führte der Bodensee in den Jahren 1817 und 1821 – die Höchstwasserstände wurden damals im Juli und im August gemessen. Entscheidend ist, wie es mit dem Regen weitergeht.

Laut Meteonews dürfte sich die Lage am Wochenende beruhigen und stabilisieren. Prognosen darüber hinaus abzugeben, ist jedoch Fischen im Trüben.

veröffentlicht: 13. Juli 2021 17:21
aktualisiert: 13. Juli 2021 17:21
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