Ein Schlag ins Gesicht für alle anständigen Beizer

Die Polizei hatte die Wirtin bereits im Vorfeld gebeten, die Veranstaltung nicht durchzuführen.
© Printscreen Youtube/Corona Mahnwachen
Nach der illegalen Corona-Skeptiker-Party in Gommiswald sind sich die Wirtin und der Organisator keiner Schuld bewusst. Das ist eine schallende Ohrfeige für alle Gastronomen, denen etwas an der Gesundheit ihrer Gäste liegt. Ein Kommentar.

Es war der bisher grösste illegale Anlass seit Ausbruch der Pandemie im Kanton St.Gallen. Rund 90 Personen, darunter auch Kinder und Senioren, feierten gemeinsam im Restaurant «Älpli» in Gommiswald. Maske und Abstand? Fehlanzeige. Die Polizei löste die als «religiöse Veranstaltung» getarnte Feier nicht auf. Den Veranstaltern drohen aber Anzeigen und Bussen (FM1Today berichtete).

Kein Wunder also, erhalten die Wirtin Ramona Kessler und der Organisator Silvio Forster auf Social Media nicht nur Zuspruch. Doch das Unfassbare an der ganzen Geschichte ist nicht, dass man sich einmal vergisst und spontan eine Party macht, bei der mehr als die behördlich verordnete Anzahl Gäste zugegen ist, sondern die Art und Weise der Relativierung im Nachgang besagter Veranstaltung, inklusive öffentlicher Zurschaustellung der eigenen Sorglosigkeit und eines Leichtsinns, der seinesgleichen sucht.

Quelle: TVO

Der Egoismus ist auch eine Pandemie

Die Gastronomin rechtfertigt den Anlass damit, dass es ihr nicht gut gehe, seitdem ihr Lokal zum ersten Mal wegen Corona geschlossen bleiben musste. Forster fügt an: «Weil ich gerne Feste feiere, habe ich beschlossen, gleich selbst einen Event zu organisieren.» Solche Aussagen offenbaren, was viele in der aktuellen Zeit augenscheinlich am meisten interessiert. Das eigene Selbst.

Schaut man in die Kommentarspalten auf Social Media, beginnen nicht wenige Kommentare mit dem Wort «Ich».

Ja, das wollen wir wirklich alle. Um das zu erreichen, gilt es allerdings, gewisse Regeln einzuhalten. Und das funktioniert wahrlich nur, wenn alle am selben Strick ziehen, auf die Zähne beissen und den Kontakt mit anderen Menschen auf ein Minimum reduzieren.

Anständige Beizer haben das Nachsehen

Einverstanden: Wir befinden uns in einer Krisensituation. Allen voran Menschen, die auf ein Gastrolokal und dessen monetäre Abwürfe angewiesen sind. Der Bund könnte hier mehr tun, den Restaurantbetreibern stärker unter die Arme greifen und die Anzahl von zerstörten Existenzen kleinhalten. Doch die Frage bleibt: Was hat diese Veranstaltung in Gommiswald zur Gesamtsituation beizutragen? Wem hilft sie? Der gesamten Gastronomie des Landes?

Wohl kaum. Diese kopflose Aktion schadet mehr, als sie nützt. Insbesondere den abertausenden Menschen, die in der Gastronomie arbeiten, die Pandemie und die damit einhergehenden Massnahmen aber im Grunde mittragen und somit versuchen, eine bessere Zukunft für alle zu generieren. Eine Zukunft, in der vielleicht bald die ersten Lokale wieder öffnen und wir auch in einer Gruppe am Tisch sitzen dürfen.

Im Prinzip war diese Veranstaltung in Gommiswald ein Schuss ins eigene Knie. Der Entzug des Wirtepatents und saftige Bussen wären angebracht. Denn wer nur auf sich selbst schaut und kaum auf andere Menschen, hat auch ohne Pandemie einen schweren Stand.

veröffentlicht: 11. März 2021 14:44
aktualisiert: 11. März 2021 14:44
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