Chäsi Manser – der letzte Milchmann geht in den Ruhestand

Seit über 100 Jahren gehört das Traditionsunternehmen Chäsi Manser schon zu Altstätten. Nun wird ein Nachfolger gesucht. Gleichzeitig geht der letzte Milchmann im Städtli in seinen wohlverdienten Ruhestand.

Wer durch die malerischen Gassen der Altstätter Altstadt spaziert, kennt es bestens: das Ladenschild der Chäsi Manser. Ein goldener Käse aus Metall, dem ein Stück fehlt. Das Schild, wie auch die Chäsi selbst, sind aus dem Städtli kaum wegzudenken. Nun suchen Mansers einen Nachfolger.

Seit über 100 Jahren im Städtli

Das Traditionsunternehmen Chäsi Manser wurde 1908 von Alfred Manser als Molkerei gegründet und ist seit drei Generationen in Familienhand. Der heute 77-jährige Stefan Manser übernahm als junger Mann das Geschäft von seinem Vater Erwin Manser, der früh verstarb, und betreibt seither das Geschäft. Wie sehr die Chäsi das Leben der Familie Manser prägte, zeigt auch, dass Stefan Manser seine Frau im Geschäft kennen gelernt hat. Von einer einfachen Molkerei hat sich das Geschäft zu einem regionalen Spezialitätengeschäft entwickelt.

Der letzte Milchmann

Stefan Manser dürfte einer der letzten Milchmänner im Rheintal sein. «Dank der Milchtour darf ich immer noch so fit sein», sagt der 77-Jährige. «Milchmann zu sein, ist meine Leidenschaft und hat mich dazu bewegt, weit über meine Pension zu arbeiten.» An seiner Arbeit als Milchmann findet er besonders schön, dass er auch ältere Menschen beliefern kann und so vielleicht dazu beiträgt, ihren Eintritt ins Altersheim hinauszuzögern. Nun wird sich Stefan Manser aber selbst seinem wohlverdienten Ruhestand widmen.

Mit Herzblut und Kreativität

Gertrud Manser arbeitet seit 34 Jahren mit Herzblut in der Chäsi Manser. Mit viel Kreativität und Leidenschaft sorgt sie seit Jahren für Abwechslung im Spezialitätengeschäft. So findet man in der Chäsi Manser alles mögliche: vom hausgemachten Ribel über Brühkäse und Bärlauch-Rollen bis hin zu hauseigenen Fonduemischungen. Auch frische Rohmilch vom Bauern wird abgefüllt. Gertrud Manser, die stets versucht, ihren Kunden alle Wünsche zu erfüllen, fällt die Trennung vom Laden nicht leicht. «Ich kann es mir noch gar nicht vorstellen, wie es ist, nicht mehr hier zu arbeiten. Ich möchte mich von Herzen bei allen Kunden bedanken, die es immer geschätzt haben, dass sie bei uns regionale Produkte kaufen konnten», sagt Gertrud Manser. Manchmal müsse man sich aber vom Alten lösen, damit wieder Neues entstehen könne.

Hoffnung auf Nachfolger

Für die beiden Töchter Cristin Manser und Stefanie Püntener kommt es nicht in Frage, den Laden weiterzuführen. «Auch wenn mich die Aufgabe reizen würde, sie passt gerade nicht in meine Lebenssituation», sagt Cristin Manser. Umso grösser ist die Hoffnung auf einen geeigneten Nachfolger. «Es wäre schön, wenn wir jemanden fänden, der den Laden weiterführt. Bestimmt würden sich auch viele unserer Kunden darüber freuen.» Mansers werden die Chäsi Ende Januar schliessen und dann den Raum zur Vermietung anbieten. Bis dahin verbleiben also noch ein paar Monate und man muss in der kommenden Fondue- und Raclette-Saison noch nicht auf die Käsemischungen der Chäsi Manser verzichten.

veröffentlicht: 23. November 2019 11:46
aktualisiert: 23. November 2019 15:03
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