Ostschweiz
St. Gallen

Anti-Masken-Kundgebung vor St.Galler Bildungsdepartement: 100 Personen versammeln sich

Kundgebung gegen Masken an Schulen – «Ich will meine Zahnlücke zeigen»

Quelle: FM1Today/Facebook

Vor dem St.Galler Bildungsdepartement kam es am Montagabend zu einer Kundgebung. 100 Personen forderten die Aufhebung der Maskenpflicht in den St.Galler Schulen. Die Kantonsregierung hat Verständnis für die Sorgen der Eltern.

Knapp achtzig Kerzen leuchteten am Montagabend vor dem Eingang des Bildungsdepartements in der St.Galler Innenstadt. Daneben lagen Kuscheltiere und Plakate, beschriftet mit krakeliger Schrift: «Ich will meine Zahnlücke zeigen» oder «Die Maske ist so schlimm». Rund um die Kinderzeichnungen fanden sich etwa hundert Personen zusammen. «Wir wollten damit ein Statement gegen die Maskenpflicht in der Schule setzen», sagt Regula Steccanella, Mitorganisatorin der Kundgebung. Wie die Stadtpolizei St.Gallen bestätigt, blieb es bei der Zusammenkunft ruhig.

Eltern fürchten sich vor Ausgrenzung

Seit Montag gilt in den St.Galler Primarschulen ab der vierten Klasse eine Maskenpflicht. Deshalb organisierte die lose Gruppe «Eltern Rheintal wehren sich» die Kundgebung über die Messenger-App Telegram. «Wir haben nicht damit gerechnet, dass so viele Leute kommen», sagt die Mutter Regula Steccanella.

Sie selbst fuhr aus Rebstein an die Kundgebung nach St.Gallen. Für die zweifache Mutter eine Notwendigkeit: «Ich habe Angst, dass die Kinder in der Schule gezwungen werden, eine Maske anzuziehen und sonst ausgegrenzt werden.» Ausserdem sagt Steccanella.: «Die Kinder wollen einfach keine Maske mehr anziehen, sie bekommen Kopfweh.»

Regierungsrat versteht Sorgen

«Ich habe grosses Verständnis für die Sorgen der Eltern», sagt der Vorsteher des St.Galler Bildungsdepartement Stefan Kölliker, am Dienstag auf Anfrage. Der Politiker stellte sich lange erfolgreich gegen eine Maskenpflicht in der Primarschule. «Neue Massnahmen beschliesst nicht das Gesundheitsdepartement, sondern diese Pandemie», erklärt der Regierungsrat.

Seit Wochen steigen in der Schweiz die Corona-Fallzahlen auf Rekordhöhen. Die Maskenpflicht ab der vierten Klasse ist deshalb für Stefan Kölliker im Moment die richtige Massnahme. Die Sorge der Eltern, die Maskenpflicht werde noch weiter ausgedehnt, ist für ihn unbegründet: «Wir wollen die Massnahmen möglichst auf dieser Stufe lassen und suchen keine Ausdehnung.»

Der zweifachen Mutter Regula Steccanella aus Rebstein fällt es schwer, dem Regierungsrat zu glauben. «Als die Kundgebung vorbei war, kamen mir fast die Tränen – es ist alles so schlimm.», sagt sie. Deshalb ist für Mutter zweier kleinen Kinder klar: «Wenn meine Kinder eine Maske anziehen müssten, würde ich sie sofort aus der Schule nehmen.»

Lehrerverband für Maskenpflicht

Der Dachverband der Schweizer Lehrerinnen und Lehrer steht hinter der Maskenpflicht in den Schulen. «Wir fordern CO2-Sensoren, Luftfilter oder Lüftungen, repetitive Reihentests an allen Schulen und das Tragen von Masken, wo epidemiologisch sinnvoll», schreibt der Verband in einer Mitteilung. «Die Zunahme der Quarantänefälle von Schülerinnen, Schülern und Lehrpersonen in den letzten Wochen hat das Schulsystem stark erschüttert», heisst es weiter.

Das haben auch viele Kantone in der Schweiz erkannt. Der Aargau, beide Basel, Bern, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Zug, Zürich und neu auch das Tessin haben bereits eine Maskenpflicht ab der ersten Klasse eingeführt.

veröffentlicht: 4. Januar 2022 18:00
aktualisiert: 4. Januar 2022 18:03
studio@radiofm1.ch