«An guten Tagen könnte ich doppelt so viele Pedalos vermieten»

Quelle: FM1Today

Erst mit Verzögerung gegenüber den Thurgauern durfte der Rorschacher Bootsverleiher Urs Grob seine Pedalos vermieten. Nun läuft das Pedalo-Geschäft zwar sehr gut, trotzdem wird er die Ausfälle wohl nicht kompensieren können.

Neben dem mächtigen Kornhaus sieht die gelbe Hütte des Rorschacher Bootsverleihers Urs Grob geradezu winzig aus. Gross ist sie wirklich nicht – doch nach all den Jahren ist sie von der Seepromenade nicht mehr wegzudenken. Urs Grob vermietet seit 30 Jahren Pedalos, davor tat es sein Vater.

Einen schöneren Arbeitsort zu finden, ist auch nicht ganz einfach. Ein paar hundert Meter westlich schiesst die Rorschacher Seefontäne Wasser in den Himmel, davor steht mit der ehrwürdigen Badhütte das wohl bekannteste Wahrzeichen der Hafenstadt. Dazu Sonnenschein und eine leichte Brise.

Ja, es lässt sich leben, beziehungsweise arbeiten, an der Seepromenade. Wenn man denn darf.

Zuerst nur zugesehen, dann kam der Boom

Am frühen Nachmittag bildet sich eine kleine Schlange vor Grobs Bootsverleih. An anderen Tagen sind um diese Zeit schon alle Pedalos auf dem See. Die Tretboote boomen.

«Uns kommt zugute, dass viele Leute hier geblieben sind und keine Ferien im Ausland machen», sagt Urs Grob, «das merken wir schon». Trotz des momentanen Ansturms auf die Pedalos blickt Urs Grob bisher auf ein schlechtes Geschäftsjahr zurück.

Schuld sind die Coronakrise und die ungleiche Handhabung der Kantone. Während die Thurgauer Kollegen bereits ab dem 11. Mai Pedalos an Gruppen aus dem selben Haushalt vermieten konnten, durfte Urs Grob bis am 6. Juni nur zuschauen.

Beim Pedalo-Verleih spürt man, dass diesen Sommer viele in der Schweiz bleiben. 

© FM1Today

Und gerade dieser Abschnitt wäre wertvoll gewesen. Ostern, Auffahrt, Pfingsten brachten gutes Wetter in Kombination mit beschränkten Angeboten. Das heisst: Volle Thurgauer Pedalos auf dem See, leere St.Galler Pedalos angebunden im Hafen. Nur rund sechs Kilometer trennen das thurgauische Arbon und das st.gallische Rorschach.

Zukunft ist ungewiss

Die Schlange vor Grobs Bootsverleih wird länger. Dank des schönen Wetters konnte er seine 30 Pedalos während der letzten Tage immer vermieten. Die Wetterabhängigkeit macht eine Prognose allerdings schwierig. «Mir fehlen immer noch rund 30 Prozent an Einnahmen.»

Und weiter boomen kann das Pedalo-Geschäft nur bei perfekten Bedingungen: 25, 26 Grad, Sonnenschein und glattes Wasser. «Wenn es nur schon leicht bewölkt ist, kommen weniger Leute. Und der See muss ruhig sein. Wenn es schaukelt, wird manchen schlecht.»

Das ist auch das Perfide an diesem Geschäft. «Bei schönem Wetter könnte ich derzeit doppelt so viele Pedalos vermieten. Und wenn das Wetter nur okay ist, steht die Hälfte herum.»

Nebenbei bietet Grob auch noch ein Seetaxi an. 

© FM1Today

Dabei sei eine Pedalo-Fahrt eine sinnvolle Unternehmung in der Coronazeit. Denn die Personenanzahl ist begrenzt. «Das ist schon angenehmer, als in einer grossen Masse zu sein», sagt der Bootsverleiher.

Am Morgen kommen meist Rentner mit Enkeln, am Nachmittag treten die Jüngeren in die Pedale. Sollte der Boom anhalten, dann könnte Grob sein Defizit vom verspäteten Saisonstart vielleicht wettmachen.

So oder so wird er aber auch nächstes Jahr noch Pedalos vermieten: «Trotz allem weiss ich meinen Job zu schätzen.»

veröffentlicht: 23. Juli 2020 06:38
aktualisiert: 23. Juli 2020 06:38
studio@radiofm1.ch