400 Jahre versteckt: Forscher entdecken verborgenes Wandbild in Wil

Das Bild ist in einem sehr guten Zustand.
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Im Hof zu Wil haben Forschende eine kulturhistorische Sensation entdeckt. Im Vorfeld der dritten Bauetappe kam hinter einer Vormauerung ein Wandbild von 1543 zum Vorschein. Das erstaunlich gut erhaltene Kunstwerk wird nun genauer untersucht.

Im Hof zu Wil finden derzeit Voruntersuchungen statt, mit denen unter anderem der historische Baubestand beispielsweise im Bereich von geplanten Wanddurchbrüchen weiter erforscht wird. Dabei machten die Forschenden eine nicht alltägliche Entdeckung, wie es in einer Mitteilung der Stiftung Hof zu Wil heisst. Im «blauen Zimmer» hinter der barocken Wandverkleidung kam ein seit mehr als 400 Jahren verborgenes Wandbild zum Vorschein. Da das Bild unter einer Schalung verdeckt war, sei es in einem äusserst guten, nur selten anzutreffenden Zustand.

Das Bild gehörte laut Mitteilung vermutlich «zu einer umfangreichen illusionistischen Raumausmalung mit biblischen Szenen». Der Fund zeigt, dass der Raum im Hof zu Wil in der Renaissance eine sehr reiche und bedeutende Ausstattung besass. Die Wandmalerei werde nun genauer untersucht, sobald die gesamte Länge der Nordwand freiliegt sei.

Das Bildprogramm dürfte im engen Zusammenhang stehen mit dem Wirken des damals amtierenden Fürstabts Diethelm Blarer von Wartensee, in dessen Amtszeit von 1530 bis 1564 das Wandbild entstand. Blarer kämpfte nach der reformatorischen Auflösung der St.Galler Fürstabtei 1527 für ihre Wiederherstellung und die gegenreformatorische Stärkung seines Klosters. Kurz vor der Fertigung des Wandbildes inkorporierte Blarer das Toggenburg 1538 in seine Herrschaft. Für die Forschenden ist es daher denkbar, dass das noch mehrheitlich verborgene Bildprogramm den starken Rekatholisierungsbemühungen des Fürstabts Rechnung trägt.

(red.)

veröffentlicht: 24. April 2023 19:57
aktualisiert: 24. April 2023 19:57
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