«Ich habe die Schnauze voll» – Parkhaus-Partys eskalieren

Im Winter treffen sich Jugendliche vermehrt in Tiefgaragen um zu feiern. In Chur spitzt sich die Situation wegen Corona offenbar zu.
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Wegen Corona feiern Jugendliche in Chur vermehrt in Parkhäusern und hinterlassen dort eine Spur der Verwüstung. Auch in St.Gallen werden Parkhäuser während der Wintermonate häufiger von der Polizei kontrolliert.

Romano Cahannes hat die Nase gestrichen voll. Regelmässig warten auf den Verwaltungsratspräsidenten der Parkhaus Chur AG unangenehme Überraschungen. «Wir haben in unseren drei Parkhäusern ein massives Problem mit Jugendlichen, die am Wochenende dort Party machen und ihre Spuren hinterlassen.» Früher seien es Einzelfälle gewesen, seit dem letzten Shutdown hätten die Fälle massiv zugenommen. Cahannes ist sich sicher: «Es liegt daran, dass sich die jugen Leute wegen Corona drinnen nirgends mehr treffen können.»

«Sie schlagen Automaten kaputt»

Meist seien es kleinere Gruppen von Personen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren, die sich in den warmen Tiefgaragen treffen und dort Abfall liegen lassen. «Von Snackverpackungen über Bierdosen bis hin zu Wodkaflaschen – alles liegt rum», ärgert sich Cahannes. Hinzu komme, dass die ungewollten Partygäste vor Ort ihre Blase entleeren würden oder manchmal auch erbrechen müssten, wie auch die Südostschweiz berichtete. Es gehe aber noch schlimmer: «Sie machen unsere Betriebseinrichtung kaputt. Erst letzte Woche wurden zum dritten Mal unsere Kassenautomaten zusammengeschlagen – so kann es einfach nicht weitergehen.»

Bei der Stadtpolizei Chur gehen zurzeit eine bis zwei Meldungen pro Woche wegen Personen in Parkhäusern ein. «In der Regel handelt es sich um harmlose Fälle», sagt Polizeisprecher Roland Hemmi. «Kleine Gruppen von Jugendlichen oder auch Menschen am Rande der Existenz suchen Schutz vor der Kälte. Im Normalfall verlassen sie das Gebäude, wenn man sie dazu auffordert.»

In St.Gallen: «Treffen sich zum Vorglühen»

Auch in St.Gallen treffen sich im Winter vermehrt Jugendliche in den Tiefgaragen. «Sobald es draussen kalt ist, versammeln sich junge Leute in unseren Parkhäusern», sagt Matthias Leuzinger, Geschäftsführer der City Parking St.Gallen AG. «Wir haben zwar meist keine grösseren Zwischenfälle, trotzdem fällt es auch unseren Kunden unangenehm auf.» Laut Matthias Leuzinger hat sich die Situation wegen Corona jedoch nicht verschärft – sondern sogar verbessert: «Bei uns treffen sich die Jugendlichen gerne zum Vorglühen und gehen dann in den Ausgang. Das fällt wegen des Beizen-Lockdowns weg.» Trotzdem ist auch die Stadtpolizei St.Gallen aktuell vermehrt in den Parkhäusern unterwegs. «Wir machen bei kalten Temperaturen mehr Kontrollen», bestätigt Mediensprecher Dionys Widmer.

«Jeder wird angezeigt»

In den privaten Parkhäusern, wie in denen der Parkhaus Chur AG, drehen Securitas ihre Runden. „Das hilft zwar – doch auch sie sehen nicht alles“, sagt Romano Cahannes. Für ihn ist die Situation nicht mehr tragbar und weit weg von harmlos. „Ich kann die Not der Jugendlichen zwar verstehen und war auch lange sehr kulant. Jetzt aber habe ich die Schnauze voll. Wir werden nun alle unsere Parkhäuser flächendeckend mit Überwachungskameras ausstatten und jeder, der Schaden anrichtet, wird sofort angezeigt.“

veröffentlicht: 19. Januar 2021 05:52
aktualisiert: 19. Januar 2021 05:52
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