Dreister Dieb im Denner Bazenheid

Quelle: Facebook

Im Denner Partner in Bazenheid lassen Leute oft etwas mitgehen. Der Geschäftsführer wehrt sich mit der Veröffentlichung der unverpixelten Überwachungsvideos. Dass er dafür selbst angezeigt werden könnte, nimmt er in Kauf.

In der Ecke des Denners führt eine Tür zum Büro von Peter Kegel. Er ist von kleiner Statur, ein grauer Haarkranz krönt seinen Kopf. Peter Kegel ist 65 Jahre alt und der Geschäftsführer des Denner Partners in Bazenheid. In seinem Laden fühlt man sich ein wenig wie bei einem Juwelier. Natürlich nicht wegen der angebotenen Lebensmittel und Spirituosen, sondern wegen der Kameras. Gefühlt jeder Winkel wird von einer abgedeckt. «Alle Diebe erwischt man nie», sagt Kegel. Er hat sich vor einiger Zeit entschieden, den Ladendieben den Kampf anzusagen. Dazu lädt er die Überwachungsvideos teilweise auf Facebook hoch – ohne die Personen darauf unkenntlich zu machen.

«Bin von diesem Vorgehen überzeugt»

Geklaut werden die verschiedensten Dinge. Süssigkeiten, Snacks, aber vor allem: Alkohol. Schaumweine sind besonders beliebt. «Den teuren Champagner gibt es nur noch an der Kasse», sagt Kegel. In einem aktuellen Fall wurde auf der Facebook-Seite des Denner Partners Bazenheid ein Video veröffentlicht, das einen jungen Mann beim Einstecken einer Flasche Whiskey zeigt. Dabei ist nicht nur der mutmassliche Dieb zu sehen, sondern auch andere Kunden des Ladens.

Quelle: Facebook

«Mir ist klar, dass wir uns damit in einem rechtlichen Graubereich befinden. Dennoch bin ich von diesem Vorgehen überzeugt», argumentiert der Geschäftsführer. Dabei setzt er vor allem auf die Abschreckung: «Die Leute sollen sehen, dass wir Diebstahl nicht einfach hinnehmen. Das spricht sich herum.» Selbst für ein Foto zu posieren, lehnte Peter Kegel hingegen entschieden ab.

Auf Anfrage von FM1Today sagt Denner-Mediensprecherin Grazia Grassi: «Ein Denner-Partner ist ein selbständiger Detailhändler. Wir haben trotzdem Kontakt zu ihm aufgenommen und ihn darauf hingewiesen, dass er solche Inhalte nicht online stellen sollte.»

Im Alleingang auf Verbrecherjagd

Genau das hat der Geschäftsführer schon mehrmals getan. Unter Generalverdacht stelle er seine Kunden nicht. Die meisten Kunden seien ehrlich, betont Kegel im Interview. Der Anteil der Diebstähle befände sich im Promillebereich. Trotzdem kann das im Detailhandel über Gewinn und Verlust entscheiden. Die Überwachungsvideos sieht Kegel nur durch, wenn er einen Hinweis zu einem Diebstahl erhält, sei es von einer Kundin, einer Mitarbeiterin oder durch eine leere Packung, die herumliegt.

FM1Today.ch / Christoph Thurnherr

«Wenn man sich auf Video ansehen muss, wie die Diebe etwas einstecken, fühlt man sich teilweise hilflos», sagt Kegel. So versucht sich der Denner Partner Bazenheid selbst zu helfen und die Diebe ohne die Hilfe der Polizei aufzuspüren: «Die haben besseres zu tun. Für die Polizei sind Einzelfälle oft Bagatellen, stimmt ja auch.» Bei den meisten Dieben handle es sich um Kunden, die zwei bis drei mal pro Woche im Laden sind. Er spreche die Diebe dann an und zeige ihnen die Überwachungsvideos. Die meisten kämen zur Einsicht und würden auch die Umtriebsentschädigung von 200 Franken bezahlen.

Er habe bis jetzt nur positive Rückmeldungen auf seinen offensiven Umgang mit dem Videomaterial erhalten. Trotzdem ist sich Kegel sicher, dass es auch andere Meinungen gibt. Vielleicht auch beim aktuellen Whiskey-Diebstahl: Das Video befindet sich nicht mehr auf der Facebook-Seite.

Die Kantonspolizei St.Gallen rät entschieden davon ab, in solchen Fällen auf eigene Faust zu handeln. Diebstahl sollte zur Anzeige gebracht und die Arbeit der Polizei überlassen werden. Mediensprecher Hanspeter Krüsi weist auch auf die Einhaltung der Persönlichkeitsrechte hin: «Der Täter oder unbeteiligte Personen auf den Überwachungsvideos könnten Anzeige erstatten.» Die Veröffentlichung an sich sei aber noch keine Straftat, dazu braucht es einen Kläger.
veröffentlicht: 7. August 2019 16:34
aktualisiert: 29. August 2019 07:55
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