Bruno Damann: «Es wird eine Kündigungswelle geben»

Bruno Damann befürchtet eine Kündigungswelle am Spital Wattwil.
© St.Galler Tagblatt/Arthur Gamsa
Der Kanton St.Gallen und die Pflegeheimkette Solviva ziehen sich mit dem Projekt eines Langzeitpflegezentrums aus Wattwil zurück. Regierungspräsident Bruno Damann ist enttäuscht und befürchtet eine Kündigungswelle.

Herr Damann, die Gemeinde Wattwil hat am Dienstagvormittag darüber informiert, dass die Berit Klinik möglicherweise beim Spital Wattwil mitwirkt. Diese Mitteilung kommt kurz nach dem Rückzug des Kantons und der Solviva. Haben Sie davon gewusst?
Wir sind ein bisschen überrascht worden, dass der Gemeinderat hinter unserem Rücken mit der Berit Klinik verhandelt hat. Wir haben davon nichts gewusst. Es wurde uns am Freitag schriftlich mitgeteilt mit dem Hinweis, dass es streng geheim ist.

In der Mitteilung aus Wattwil steht auch, dass der Gemeinderat mit der Nachfolgelösung der Regierung und somit auch mit der Solviva einverstanden gewesen wäre und ihrerseits der Rückzug der Solviva unverständlich ist. Wie genau ist das nun abgelaufen?
Das wurde anscheindend unterschiedlich interpretiert. Es war immer klar, die Solviva hat immer gesagt, dass sie nur nach Wattwil kommt, wenn sie die Baulichkeiten haben. Die Solviva wäre bereit gewesen, das Land an die Gemeinde abzugeben. Dass die Solviva die Baulichkeiten übernimmt, hat der Gemeinderat abgelehnt. Somit hat die Solviva zu wenig Rückhalt in der Gemeinde verspürt, um sich dort niederzulassen.

Quelle: FM1Today/TVO

Geplant war, das Spital bis 2023 zu schliessen. Wird es nun nicht zu dieser Schliessung kommen?
Jetzt beginnt eine ganz kritische Phase. Wenn wir das Spital Heiden anschauen: Dort musste die Schliessung schneller passieren als das die Ausserrhoder Regierung wollte. Wir gehen davon aus, dass in Wattwil eine massive Kündigungswelle losgehen wird und wir sind nicht sicher, ob das Spital bis ins Jahr 2023 aufrecht erhalten werden kann.

Auch nicht, wenn die Berit Klinik einsteigt?
Dort braucht es dringend Gespräche. Wenn die Berit Klinik sagt, wir übernehmen, kann es möglich sein. Wir müssen jetzt Gespräche suchen.

Die Regierung ist also bereit, mit der Berit Klinik zusammen zu arbeiten?
Wir müssen zuerst wissen, was die Berit Klinik in Wattwil will. Wenn die den Notfall übernehmen, dann würden wir natürlich mit der Berit Klinik eine Leistungsvereinbarung unterzeichnen. Ansonsten müssten wir mit den niedergelassenen Ärzten eine Lösung finden, um den Notfall aufrecht zu halten. Wir sind gesetzlich verpflichtet, dass der Notfall sichergestellt ist.

Der Rückhalt in der St.Galler Bevölkerung für die Schliessung war vorhanden was unter anderem die Abstimmung vom 13. Juni zeigte, FM1Today berichtete. Ist es für die Regierung eine mühsame Geschichte, weil sie in Wattwil immer wieder auf Granit stösst?
Es ist eine leidige Geschichte. Wir haben in das Projekt sehr viel investiert und waren bereits sehr weit. Es war das Spitalprojekt, bei dem wir in der Transformation am weitesten fortgeschritten waren. Wir hätten auch am meisten angeboten. Die Enttäuschung ist da. Darüber, dass der Gemeinderat das nicht anerkennt. Ich habe schon meine Mühe damit, dass die Gemeinde meint, sie müsse die Baulichkeiten eines Spitals bespielen.

Die Baulichkeiten, also das Spitalgebäude, wird nun an die Gemeinde verkauft. Von welchem Zeitrahmen sprechen wir da?
Da bin ich überfragt. Das macht das Finanzdepartement mit dem Spitalverbund. Ich gehe davon aus, dass das relativ zügig passiert. Wir werden jetzt mit der Gemeinde verhandeln.

Wie geht der Spitalbetrieb in Wattwil in den nächsten Wochen, Monaten weiter?
Die nächsten Wochen und Monate wird der Betrieb aufrecht erhalten bleiben. Die Angestellten haben ja auch gewisse Kündigungsfristen. Ich glaube aber eher nicht, dass das bis ins Jahr 2023 der Fall sein wird. Solange wir das Spital betreiben, wird es zur Spitalregion gehören, es kann aber auch in einem halben Jahr schon schliessen. Klar ist, dass das Volk beschlossen hat, dass es in Wattwil kein Spital mehr geben soll.

veröffentlicht: 20. Juli 2021 14:14
aktualisiert: 20. Juli 2021 14:37
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