«Das wird vielleicht nicht ganz jugendfrei»

Christof Huber, Geschäftsführer vom Openair St.Gallen ist zufrieden mit dem bisherigen Line-Up.
© FM1Today/NinaMüller
Zwei Drittel der diesjährigen Acts vom OpenAir St.Gallen sind veröffentlicht. Zeit, um mit Christof Huber, Geschäftsführer des OpenAir St.Gallen, über das Line-up und Neuheiten des diesjährigen Festivals zu sprechen.
Herr Huber, Nun sind bereits viele Acts bekannt. Was sagen Sie zum diesjährigen Line-up?

Christof Huber: Ich bin sehr zufrieden. Wir wollten frisch daher kommen, vor allem nach dem starken Line-up vom letzten Jahr. Die Mischung von grossen Namen, wie Die Ärzte und Newcomern wie 1975, die in Grossbritannien gerade so richtig durchstarten, finde ich gut.

Wo lagen die Schwierigkeiten beim Organisieren der Acts?

Wir sind bezüglich den Besucherzahlen ein Festival im mittleren Grössenbereich. Es sind viele andere grosse Festivals am Wochenende vom St.Galler OpenAir, wie das Glastonbury Festival oder das Rock Werchter. Das sind grosse Konkurrenten, weil sie die doppelte bis dreifache Kapazität haben. Das Glastonbury Festival ist das grösste Festival Europas und viele Acts warten dann zuerst ab, ob sie dort gebucht werden, bevor sie uns eine Zusage geben. Ausserdem gibt es immer mehr Openairs in ganz Europa, weshalb wir den Fokus auch mehr auf Schweizer Künstler setzten, anstatt auf internationale Acts.

Sind Sie mit der Anzahl der weiblichen Acts zufrieden?Bisher nicht, nein. Wir haben extrem viel versucht, viele Offerten geschrieben. Auch hier ist es nicht ganz einfach: Wenn das Datum nicht passt oder der Act nicht drei Auftritte an einem Wochenende machen kann, wird es bereits schwierig mit den Künstlerinnen. Es werden aber sicher auf allen unseren Bühnen noch mehr weibliche Acts stehen, als bisher bekannt gegeben wurden. Welcher Act ist Ihr Favorit?Brockhampton aus den USA; die sind hier noch nicht so bekannt aber in der Musikszene eine der glaubwürdigsten Hip-Hop-Bands überhaupt. Die werden sehr gross. Jessie Reyez aus Kanada hat gerade einen Song mit Eminem zusammen veröffentlicht – mit unglaublichen Streaming-Zahlen. Auch sie wird ein grosser Star.
Wie ist das bisherige Feedback der Besucher?Mit der neuen Art der Act-Veröffentlichung wollten wir erreichen, dass sich die Leute mehr Zeit nehmen, um die einzelnen Acts kennen zu lernen. Die Reaktionen darauf waren geteilt. Die ältere Community hat eher für eine Veröffentlichung mit allen Acts auf einen Schlag tendiert. Auf Instagram hatten wir wahnsinnig gute Zahlen, was beweist, dass die jungen und neuen Acts beim Publikum auch gut ankommen. Zwölf Acts fehlen noch. Was erwartet uns?Genau. Einer der Headliner vom Freitagabend und Acts im mittleren Segment sind noch offen. Es sind noch diverse Offerten draussen und wir schauen jetzt, was zum Programm passt und wie die Reaktion des Publikums auf das bisherige Line-up ist. Was ist dieses Jahr neu am OpenAir St.Gallen?
Der Plaza-Bereich kam letztes Jahr sehr gut an bei den Besuchern. Deshalb werden wir den Platz noch vergrössern. Es wird mehr Aufenthaltsmöglichkeiten geben und ein Zelt im Bereich der Campfire-Stage. Dann gibt es seit diesem Jahr Premium-Pässe. Wir starten am vierten Februar mit dem Vorverkauf und dafür wollten wir eine Spezialaktion. Innerhalb von 48 Stunden kann ein Drei-Tages-Pass oder ein Vier-Tages-Pass gekauft werden und man erhält einen Konsumationsgutschein im Wert von zwanzig Franken direkt auf das Bändeli. Weiter haben wir ein Gruppenangebot eingeführt: Mit einer Gruppe von mindestens acht Personen erhält man einen Konsumationsgutschein im Wert von hundert Franken. Zudem erhält jede Gruppe eine drei Meter hohe, personalisierte Flagge. Die Fahnen gibt es auch noch nach der 48-Stunden-Frist. Wir wollen damit das Camping-Feeling wieder mehr aufleben lassen.

Fragen aus der FM1Today-Community

Aus welchem Grund werden die Tickets immer teurer, wenn das Line-up immer schlechter wird?Ich glaube nicht, dass das Line-up immer schlechter wird, aber es ist so, dass die Gagen der Künstler in den letzten Jahren höher geworden sind. Andererseits ist auch die Infrastruktur des OpenAir St.Gallen viel besser geworden. Wir investieren jedes Jahr in das Festival und ich denke, das kommt auch dem Publikum zugute. Gibt es dieses Jahr mehr Deutsch-Rap?Im Moment haben wir ja ein paar solche Acts schon im Line-up. Ich glaube, die Leute im Urban-Bereich sind jetzt schon ziemlich gut bedient, aber es kommen wahrscheinlich noch mehr Hip-Hop-Künstler. Wieso zielt ihr auf ein jüngeres Publikum? Weshalb so viele Trap-Acts?Ein Festival entwickelt sich stets weiter. Anfang der 2000er haben wir begonnen, mit elektronischen Acts zusammen zu arbeiten. Da gab es einen grossen Aufschrei unter den Besuchern, die wegen der Rock-Musik kommen. Fakt ist: Wenn wir die jungen Leute nicht abholen, wird uns irgendwann das Publikum fehlen. Ausserdem sind es vielleicht ein oder zwei Trap-Acts mehr als letztes Jahr. Viel hat sich also nicht verändert. Ist Knöppel der heimliche Headliner?Vom Herzen her: Ja. Ich habe mir überlegt, wo die musikalischen Stärken von St.Gallen liegen. Bern hat zum Beispiel Patent Ochsener. Und wer haben wir? Es gibt nur eine St.Galler Band, die national für solche Furore gesorgt hatte und das ist Knöppel. Deshalb haben wir gedacht, dass das Opening der Hauptbühne mit Knöppel eine witzige Idee ist. Das wird dann vielleicht nicht ganz jugendfrei, aber sicher lustig. So sind wir St.Galler eben und da können wir auch stolz darauf sein. Denken Sie, dass das OASG dieses Jahr ausverkauft sein wird?Das ist eine schwierige Frage. Davon gehe ich nicht aus, aber ich hoffe, wir werden ein gutes Resultat haben. Wir würden uns natürlich darüber freuen und hoffen auf viele einheimische Besucher.
Nina Müller
veröffentlicht: 24. Januar 2019 16:03
aktualisiert: 29. Januar 2019 08:02
studio@radiofm1.ch