Wohnmobil-Dinner: «Wir haben Restaurants, die nur deshalb überleben»

Immer mehr Restaurants bieten ein Wohnmobil-Dinner an. In den vergangenen Wochen habe die Zahl an Anbietern nochmals stark zugenommen, sagt der Präsident von Wohnmobilland Schweiz. Einige Restaurants würden nur dadurch überleben.

Weisse Tischtücher, eine Kerze, Stoffservietten und Besteck: Wer im Restaurant Schwarzer Bären in St.Gallen ein Wohnmobil-Dinner reserviert, bekommt dazu ein Service-Paket. Das Restaurant-Erlebnis soll so authentisch wie möglich sein. «Die Resonanz ist sehr gut, wir sind seit vier Wochen jeden Samstag ausgebucht», sagt Florian Nolting, Geschäftsführer und Küchenchef des Schwarzen Bären.

«Besser als zu schliessen»

«Ganz am Anfang, Mitte Januar, habe ich nicht mit so einem Run gerechnet. Es freut uns, dass es so gut angenommen wird.» Bis zu 16 Wohnmobile haben vor Florian Noltings Restaurant Platz, nach dem Abendessen dürfen die Gäste auch eine Nacht vor dem Restaurant stehen bleiben. «Es ist auf jeden Fall viel besser, als wenn wir ganz geschlossen bleiben müssten. Auch wenn wir nur ein Wohnmobil pro Woche haben, gibt das Geld, das wir wiederum für Miete und anderes brauchen können.»

Florian Nolting, Geschäftsführer und Küchenchef des Schwarzen Bären in St.Gallen

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Bis zu 120 Restaurants dabei

Die Erfahrungen, die die Restaurantbetreiber machen, seien mehrheitlich gut, sagt Rolf Järmann, Präsident der Plattform Wohnmobilland Schweiz, wo die einzelnen Wohnmobil-Dinner-Angebote aufgeschaltet werden. Einige Betriebe könnten nur dadurch überleben. «Wir haben mittlerweile zwischen 110 und 120 Restaurants, die dabei sind», sagt der gebürtige Arboner, der selbst oft mit dem Wohnmobil unterwegs ist. Vor allem in den letzten Wochen habe die Zahl an Wohnmobil-Dinner-Angeboten noch einmal stark zugenommen. «Viele wissen jetzt, dass sie sicher einen Monat lang noch geschlossen bleiben müssen. Ausserdem steigt aktuell die Zahl der Wohnmobile, die in der Schweiz unterwegs sind aufgrund der milderen Temperaturen.»

Keine Konkurrenz für Campingplätze

Viele Restaurants seien kreativ geworden und hätten beispielsweise selbst Wohnmobile oder Camper gemietet, die sie vor das Restaurant stellen und von Gästen gemietet werden können. «Es gibt auch einfallsreiche Gäste. Wir hatten auch schon Gäste, die einen Tisch hinten in den Lieferwagen gestellt und so ein Abendessen genossen haben.»

Wer in einem Restaurant ein Dinner geniesst, kann grundsätzlich immer gleich vor dem Restaurant übernachten: «Wir schauen, dass jedes Restaurant auch eine Übernachtung anbietet, so kann es beispielsweise den Gästen auch noch ein Frühstück verkaufen.»

Rolf Järmann ist Präsident des Vereins Wohnmobilland Schweiz. Auf dieser Plattform finden Camper Stellplätze und Wohnmobil-Dinner-Angebote.

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Dass dieses Stellplatz-Angebot zur Konkurrenz für Campingplätze wird, glaubt Rolf Järmann nicht. «Viele Campingplätze sind schon jetzt über Ostern oder in den Sommerferien ausgebucht. Ich glaube, die Leute, die ein Wohnmobil-Dinner geniessen, sind nicht die Leute, die auf Campingplätze gehen.» Es seien mehr diejenigen, die auch sonst autark unterwegs sind und die ganze Infrastruktur dabei haben.

Wohnmobil-Dinner-Angebot bleibt auch nach Lockerungen

Während das Geschäft am Wochenende sehr gut läuft, fehlt es den Restaurants vor allem unter der Woche noch an Gästen. Ein spezielles Angebot des Schwarzen Bären soll Abhilfe schaffen: «Wir starten diesen Donnerstag mit einem Chateaubriand-Abend. Wenn es gut läuft, werden wir ihn beibehalten.» Das Angebot des Wohnmobil-Dinners möchte der Schwarze Bären übrigens auch weiterführen, wenn die Restaurants wieder öffnen dürfen: «Wir werden vier bis fünf Stellplätze offen lassen, die wir für Wohnmobile reservieren.»

Wer übrigens ein Wohnmobil-Dinner geniessen will, muss sich in den meisten Fällen frühzeitig dafür anmelden. Eine Übersicht gibt es auf der Karte oder der Seite von Wohnmobilland Schweiz.

veröffentlicht: 25. März 2021 05:41
aktualisiert: 25. März 2021 08:35
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