Wegen Corona-Krise: «Lehrverträge könnten aufgelöst werden»

Ostschweizer Unternehmen versuchen, ihre offenen Lehrstellen trotz Corona zu besetzen. (Symbolbild)
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Das Coronavirus hat die Wirtschaft fest im Griff. Lernende dürften dieses Jahr einen schweren Start ins Berufsleben haben. Ostschweizer Firmen versuchen trotzdem weiter, ihre Lehrstellen zu besetzen.

Die Corona-Krise ist in allen Ecken und Enden unserer Gesellschaft und Wirtschaft spürbar. Für angehende Lernende dürfte der Start ins Berufsleben dieses Jahr nicht einfach werden. Lehrverträge könnten wieder aufgelöst werden und es droht Kurzarbeit. Auch die Besetzung von noch offenen Stellen gestaltet sich wegen der Pandemie schwierig. Viele Unternehmen in der Ostschweiz bemühen sich aber um Lösungen.

Keine Schnupperlehren mehr

Wer noch keine Lehrstelle für dieses Jahr hat, muss momentan mit besonders vielen Hindernissen rechnen, weil in einigen Betrieben gar keine Schnupperlehren mehr absolviert werden können. Bei Stadler Rail in Bussnang zum Beispiel, wären noch zwei Lehrstellen offen. Zurzeit können wegen der Vorsichts- und Hygienemassnahmen aber keine Schnupperlehren absolviert werden, wie es auf Anfrage heisst. Die Stellen seien aber weiterhin auf diversen Stellenplattformen ausgeschrieben.

Ein Eignungstest von zu Hause aus

Anders sieht es beim Industrieunternehmen Jansen in Oberriet aus. Die Traditionsfirma hat noch drei Lehrstellen frei und bewirbt diese unter anderem auf ihrer Webseite. «Wir prüfen die eingehenden Bewerbungen und laden, wenn möglich, zum Schnuppern ein. Die Schnupperlehren für den Lehrstart 2021 sind jedoch alle abgesagt worden und werden nachgeholt», sagt Berufsbildner Mathias Baumgartner.

Eine ähnliche Philosophie verfolgt man bei der Firma Ems-Chemie in Domat/Ems, wo ebenfalls noch einzelne Lehrstellen frei sind. «Die Vorstellungsgespräche sowie die Schnupperlehren für den diesjährigen Lehrstart finden unter strikter Einhaltung der Corona-Schutzmassnahmen statt», sagt Generalsekretär Conrad Gericke. «Den Eignungstest müssten die Bewerber aber von zu Hause aus absolvieren.»

Wenn der Lehrvertrag aufgelöst werden muss

Doch kann jeder, der eine Lehrstelle hat, diese auch antreten? Die von FM1Today befragten Unternehmen sind zuversichtlich, dass dies klappen wird. «Jedoch kann es durchaus passieren, dass ein neuer Lehrvertrag wegen finanzieller Schwierigkeiten des Lehrbetriebs aufgelöst wird», sagt Marcel Volkhart vom Thurgauer Amt für Berufsbildung und Berufsberatung. Wie in allen Fällen soll dann sofort mit dem Amt Kontakt aufgenommen werden, damit neue Lehrbetriebe gesucht werden können.

Keine Kurzarbeit für Lernende

Auch könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich der Lehrbetrieb zu Beginn der Lehre gerade in Kurzarbeit befindet. Hier steht für Marcel Volkhart aber fest: «Der Lehrbetrieb muss alles ihm Zumutbare unternehmen, die Lernenden von der Kurzarbeit auszunehmen und sie weiterhin auszubilden. Mit den Lernenden, Berufsbildnern, Geschäftsinhabern, Eltern sowie dem Amt für Berufsbildung und Berufsberatung muss die Ausgangslage besprochen und gemeinsam nach sinnvollen Beschäftigungen gesucht werden.» Dies können laut Volkhart Einsätze in vollbeschäftigten Abteilungen oder eine Versetzung in einen anderen Lehrbetrieb sein.

veröffentlicht: 2. April 2020 05:52
aktualisiert: 2. April 2020 07:27
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